Wulf Eichstädt

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  Aquarelle - Wulf Eichstädt © 2018

Raum und Licht

  Urlaub in Kroatien, 1985



Zu seinem 70. Geburtstag im November 2011 übergibt Wulf Eichstädt sein Büro für Architektur und Stadtplanung an seine Juniorpartner und nimmt eine Reise wieder auf, die er fünfzig Jahren zuvor mit dem Beginn seiner beruflichen Laufbahn unterbrochen hatte.

Schon in jungen Jahren zeigt der Pastorensohn wenig Begeisterung, die theologische Familientradition fortzuführen und entzieht sich der Erwartungshaltung seines evangelischen Elternhauses, indem er jede freie Minute mit Zeichnen und Malen verbringt.

  Selbstportrait, 1962

Gefördert von seinem Kunstlehrer - selbst Schüler der Bauhaus-Maler Itten und Klee - wird entschieden, dass die Malerei trotz des nachweislichen Talents kein solider Beruf sei und man einigt sich auf die Architektur als Kompromiss zwischen Kunst, Handwerk und Ingenieurswissenschaften.

Während seines Studiums an der Berliner TU rückt für den angehenden Architekten durch die 68er-Bewegung das Engagement für neue Gesellschaftsformen in den Mittelpunkt seiner Überlegungen, woraus mit der beruflichen Profilierung die behutsame Stadterneuerung und die Internationale Bauausstellung (IBA '87) in Berlin-Kreuzberg zum Kern des Schaffens von Wulf Eichstädt werden.

  Stadterneuerung, Kreuzberg, 1980

Zum Mauerfall 1989 – nach dem Abschluss der IBA – macht sich Wulf Eichstädt selbständig und verlagert seinen Fokus auf die städtebaulichen Anforderungen von Wiedervereinigung und Hauptstadtwerdung. Vielfältige Beiträge zum Planwerk Innenstadt, Entwürfe zur Reurbanisierung Berlins und Beiträge zum Stadtumbau in Ost und West geben Zeugnis davon.

Zum Jahrtausendwechsel erfolgt die Erweiterung des Büros zu dem heutigen, mit mehreren Partnern deutschlandweit tätigen Büro UmbauStadt.

Da für den Vater zweier Söhne die Gemeinschaft von Projekt, Beruf und Familie stets im Vordergrund steht, bleibt die Auseinandersetzung mit dem eigenen künstlerischen Ausdruck während dieser Zeit fast ausschließlich auf Eintragungen in postkartengroße Skizzenbücher reduziert.

  Kinderzimmerbild, 1971

Von den beruflichen Verpflichtungen befreit, nutzt Wulf Eichstädt den entstandenen Freiraum, sein künstlerisches Talent neu zu beleben und konzentriert sich auf die Aufgabe, die Flüchtigkeit von Licht und Raum methodisch einzufangen. Beeindruckt durch das mediterrane Licht zahlloser Reisen und die malerischen Vorbilder von Cézanne und Klee, beginnt er zunächst größere Formate durch Raster skalier- und beherrschbar zu machen.

An seinem Maltisch, mit Blick auf die sich je nach Jahreszeit und Sonnenstand permanent wandelnde Hinterhofkastanie, entstehen frei lesbare Farblandschaften aus Buntstift und Aquarell, die oftmals erst auf den zweiten Blick das reale Motiv zu erkennen geben. Das Medium Aquarell eignet sich besonders für seine künstlerische Suche, das mit seiner etherischen Flüchtigkeit einen Kontrapunkt zu der grafischen Orientierung früherer Arbeiten setzt und die Transzendenz von Licht und Raum intensiv zur Geltung bringt.

Bis zu seinem plötzlichen Tod 2018 konzentriert sich Wulf Eichstädt auf Variationen desselben Themas: Fasziniert von der selbstverständlichen Leichtigkeit der Licht- und Farbspiele hinterlässt er ein Werk von rund 300 Arbeiten, die insbesondere Berliner Alltagsräume in einem ganz eigenen Licht zeigen.



Lebenslauf

geb. 14.11.1941   
gest. 1.4. 2018


1946
1961
1961 – 69
1967 / 68
1970 / 71
1971 – 74


1970
1971
1974


1974 – 79



1977 / 78
1979 – 88

1989 – 2011

2011 – 2018
Königsberg-Neumark (heute Polen)
Berlin


vertrieben / geflüchtet nach Kiel
Abitur in Kiel
Architekturstudium in Hannover und Berlin (TU)
aktiv in der Studentenrevolte – erster linker ASTA TU Berlin
Assistent an der Architekturfakultät der RWTH Aachen
Büro Regioplan / Kiemle, Kreidt und Partner in Berlin


Hochzeit mit Franziska Eichstädt-Bohlig
Geburt Sohn Philipp
Geburt Sohn Tilman


Wissenschaftlicher Mitarbeiter am DIFU
(Deutsches Institut für Urbanistik, Berlin)
Doktorarbeit „Wohnungsmarkt und Wanderungen“
Ausstellung Selbsthilfe beim Bauen
Mitwirkung am Verfahren „Strategien für Kreuzberg“
Koordinator für die Internationale Bauausstellung Berlin 1984 / 87
IBA – S.T.E.R.N. Bereich der ‚Behutsamen Stadterneuerung‘ in SO36
eigenes Architektur- und Stadtplanungsbüro
(Büro Eichstädt / Eichstädt-Emge / Umbaustadt GmbH)
Ruhestand und Konzentration auf Aquarell-Malerei